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Geschichte

früherer Haidachgeist
neuer Haidachgeist
Haidachwolf
Kauz

Vorwort:
Das „Haidach“ und seine Geister dürfen schon auf eine ehrenwerte Vergangenheit zurückblicken. Als „Haidach“ benannten die mittelalterlichen Siedler von Hemigkofen und Nonnenbach jenes Gebiet, das sich zwischen der heutigen Friedrichshafenerstrasse, den „Auen“ südöstlich des Kocherbaches, der Strasse nach Langenargen und einem nach dem Dorfe zu liegenden Buchenwald ausdehnte. Man konnte es am besten erreichen wenn man durch diesen Buchenwald hindurch „schlüpfte“, das heißt einen Weg benutzte, den man vielleicht auch deshalb „Schlupfenbuchweg“ nannte, weil man auf ihm Stämme im Schlüpfen, das ist das Ziehen eines Stammes durch ein Pferd mit Stricken, dem Ort zuzuführen pflegte.

Unter „Haidach“ aber verstand man zu dieser Zeit ein etwas erhöht - nämlich auf der zum Argendelta mit Kocherbach abfallenden sogenannten Geländeterasse - liegendes, unbebautes, verwildertes Stück Land. Dort war es dem Menschen begreiflicherweise nicht recht geheuer. Denn es hatten dort so besonders gerne die Wölfe ihr Quartier, weshalb der Ort Hemigkofen durch Aufrichtung von Fallen, sogenannten „Wolfsgalgen“, sich vor ihnen zu schützen suchte. Die sichtbaren „Geister“ aber stiegen dann und wann von den sumpfigen Auen des Argentales oder aus dem nächstliegenden „Gährenden“, nachdem die Siedlung „Gohren“ ihren Namen erhielt, auf und hielten in der Wüstenei des „Haidach“ mit den Wölfen ihr Freundschaftstreffen. Weder die Wölfe noch die Geister des „Haidach“ sind den armen „Kressbronnern“ von einst wohlgesinnte Geschöpfe gewesen. Daran hat sich wohl auch nicht viel geändert, seit die Montforter Grafen etwa um die Mitte des 15. Jahrhunderts einen Teil roden, d.h. kultivieren ließen. Dieses „nüwe gerüt“ (der heutige Weiler Reute) wird in einer Erbteilungsurkunde der gräflichen Brüder Hugo und Ulrich von Montfort vom Jahre 1458 ausdrücklich erwähnt. Diese Urkunde ist übrigens die älteste des Hauptstaatsarchiv in Stuttgart, in der die Parzelle „Gohren“ erwähnt wird. Doch Vorsicht, die Haidachgeister sind nicht ausgestorben, im Gegenteil, in den langen, dunklen Winternächten werden es wieder mehr und mehr... Das Narrenvolk von Kressbronn wird prüfen können, ob sie gutmütige Geister sind, oder ob man sich vor ihnen noch immer in Acht zu nehmen hat.


So fing es an:
Gegründet 1961 im Heidachstüble in Kressbronn, von der inzwischen leider verstorbenen Narrenmutter Sofie Klein und von Willi Denner, welcher leider ebenfalls bereits verstorben ist.

Zunächst in Leintücher gehüllt, änderte sich das Geisterhäs im Jahre 1985, die elf Wölfe kamen 1995 dazu. Angeführt werden die Masken von der Sondermaske, eine Einzelmaske die Wolf, Geist, Eule und Fledermaus, die Wappentiere des Vereins, in einem Gesicht vereint aufzeigt. Die Sondermaske welche von einem jährlich wechselnden, verdienten Mitglied getragen wird, läuft voraus und gibt die Kommandos beim Umzug was zu tun ist.

Als weiteres Einzelhäs gibt es die Standarte, welche allen Masken voraus läuft und die Vereinsfahne darstellt, sowie seit einigen Jahren das Gewand des Hemighofners, welches einen Edelmann aus der Zeit der Bauernkriege darstellt (eine genaue Erklärung der Masken befindet sich auf einer gesonderten Seite „Unsere Masken“). Die zahlreichen Kinder laufen beim Umzug vor den Erwachsenen, so dass sie nicht überrannt werden, denn die Sicht in den geschnitzten Lindenholzmasken ist nicht besonders gut. Kollisionen während des Narrensprungs sind an der Tagesordnung.

Die Masken sind innen dick mit Schaumstoff ausgepolstert. Wenn es die Straßenverhältnisse zulassen kommt noch unser Fasnetswagen in Form einer riesigen Burg mit vier Türmen mit. Diese Türme sind begehbar und im innern der Burg gibt es einen Ofen. Der Traktor welcher die Burg (übrigens zugelassen als „Fasnachtswagen", mit dem Namen: Haidi) ist ein mittlerer Weile über 60 Jahre alter Hanomag-Zweizylinder mit 1,6 Litern Hubraum.

Der Verein besteht derzeit aus ca. 220 Mitgliedern von denen ca. 130 das Häs tragen. Ein knappes Drittel davon sind Kinder, die Zukunft scheint gesichert. Zusammen mit den Griesebiggern aus Kressbronn, welche in etwa die gleiche Größe besitzen, bilden wir den „Ortsverband Kressbronner Narrenzünfte“ welcher ein gewichtiges Mitglied im alemannischen Narrenring seit 1993 darstellt. Im Jubiläumsjahr 2011 gab es einen Empfang im Rathaus in Kressbronn zu dem die noch lebenden Narren des Gründungsjahres 1961, alle Ehrenarren, alle Ex-Funktionäre, handverlesene Gäste, Freunde und Gönner sowie natürlich alle Mitglieder geladen waren.

Am Gumpigen Donnerstag eines jeden Jahres wird zusammen mit den Griesebiggern das Rathaus gestürmt und die Macht im Ort übernommen, zuvor halten die Narren vor dem Rathaus Gericht. Angeklagt wird der Bürgermeister von den Präsidenten der beiden Narrenvereine und verurteilt von einem –natürlich- unabhängigen Richter. Anschließend herrscht buntes Treiben im Foyer mit Bewirtung durch die Gemeindeverwaltung. Das jährliche Highlight der Haidach-Fasnet ist der Hemedglonker-Umzug am Bromigen Freitag, um 18:00 vor dem Stellwerk in der Argenstrasse, welches das Vereinsheim ist. Begleitet wird dieser kleine aber feine Umzug von zahlreichen Kindern der Kindergärten und von der Bevölkerung und Nachbarschaft, sowie Fanfaren und den Kressbronner Schalmeien. Nach dem Umzug ist noch närrisches Treiben vor und im Stellwerk sowie eine Schlager-Party für die Eltern angesagt, welche erfahrungsgemäß bis in die frühen Morgenstunden dauert.

Außerhalb der Fünften Jahreszeit bietet der Verein zahlreiche Aktivitäten wie Hüttenaufenthalte, gemeinsame Urlaube, Gaudi-Sport-Turniere, Oktoberfest, Sommerfest, Motto-Abende im Vereinsheim, Kinderfest, Weihnachtsfeier und vieles mehr… Geführt wird der Verein von Hannes Hirsch. Er kam 2023 in den Zunftrat und hat dann das Amt als Zunftmeister von Guido Eppler übernommen. Unterstützt wird der Zunftmeister vom siebenköpfigen Zunftrat und von einigen Arbeitsteams, welche sich um die spezifischen Belange des Vereins wie Masken und Gewänder oder das Vereinsheim kümmern.

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